Baubericht Bell 412 „LAFD“

Nachdem ich vor etlichen Jahren schon einmal einen Scale Hubschrauber (damals eine BK117 von Vario, Baubericht in der Zeitschrift Rotor 10/2006) gebaut habe, wollte ich nun erneut einen detailgetreuen Rumpfhubschrauber bauen.

Über die Jahre wird man ruhiger, das 3D-Fliegen will bei mir sowieso nicht so richtig wild werden, und ein Scale Projekt hat definitiv seinen Reiz.

Wie schon damals bei der inzwischen ausgemusterten BK117 war die Größe des Heli´s auf Grund der Transportthematik und des Platzbedarfs im Keller begrenzt. Maximal 2m durfte er werden.

Auf Grund meines Jobs, der aktuell viel mit Reisen verbunden ist, sollte schon ein wenig vorgearbeitet sein. Zumindest die Lackierung musste vorhanden sein, somit auch Fensterausschnitte etc.

Im Internet stieß ich schnell auf die Firma Roban (Vertrieb über Scaleflying in Deutschland). Hier gab es fertige Konzepte mit Mechanik und Rumpf, Beleuchtung und diversen Anbauteilen. Das erschien mir vom Zeitaufwand her machbar. Diverse Modelle in der 470er, 700er und 800er Größe standen zur Auswahl. Da Scaleflying auch nur etwa 60km von meinem Wohnort angesiedelt ist, wurde kurzerhand mit Karsten Illig (Inhaber Scaleflying) ein Termin vor Ort ausgemacht.

Das anvisierte Modell sollte eine Jayhawk Superscale 700 werden, und natürlich wollte ich mir die Mechanik genau ansehen.

Freundlich wurde ich von Karsten zum vereinbarten Termin begrüßt und in den Showroom begleitet.

Das Mekka für einen Helibegeisterten!!! Ich konnte mich kaum sattsehen:

Da standen etwa 50 Modelle, schön präsentiert und eines besser wie das Andere.

Die Modelle von Roban sind fein detailliert, haben Niete und Stöße, alle Türen lassen sich öffnen bzw. aufschieben, zumindest in der 700er und 800er Größe. Das Cockpit ist beleuchtet, Sitze für den Innenausbau und weitere Scaleteile sind auch dabei. Die Mechanik wird im Dombereich verbaut, der Innenraum ist frei. Lackierte Haupt- und Heckrotorblätter liegen dem Bausatz ebenfalls bei.

Und da stand sie dann auch: Die zu diesem Zeitpunkt brandneue Bell 212 in 800er Größe. Karsten erzählte mir, dass in Kürze auch eine Bell 412 in verschiedenen Lackierungen verfügbar wäre. In mir reifte eine Entscheidung……

Die Mechanik wurde ebenfalls genau unter die „Lupe“ genommen. Align-ähnlich, sehr massiv mit Kohlefaserseitenplatten, diversen Alu-Teilen und Alu-Rotorkopf. Erste Stufe über Zahnriemen.

Nachdem ich noch mehrere Runden in der Halle gedreht hatte wurde mein Plan umgeworfen und kurzerhand eine Bell 412 in der Lackierung der Los Angeles Fire Department bestellt und angezahlt.

4 Wochen später konnte ich das riesige Packet bei Karsten in Empfang nehmen.

Noch vor Ort wurden die GFK-Rumpfteile ausgepackt und begutachtet: Genial, super Lackierung und in hervorragender Qualität. Das bekommt man (bzw. ich) selber in angemessenem Zeitrahmen keinesfalls so nicht hin, wie ich aus meinem letzten Projekt weiß 🙂

Gut, mein Modell sollte einen Löschtank wie das Original bekommen. Dafür war das beigefügte Landegestell natürlich nicht vorgesehen.

Weiterhin wollte ich die Winde funktionsfähig gestalten und noch diverse andere Anbauteile hinzufügen… los ging es.

Angefangen habe ich damit, erst einmal alles an Bildern vom Original aus dem Netz zu ziehen. Zum Glück gibt es da diverse Bilder…das war leicht.

Dann wurde die Befestigung des Heckauslegers geändert. Vorgesehen ist, den Heckausleger mit 6 kleinen Schrauben von außen anzuschrauben. Dazu ist der Rumpf im Anschlußbereich mit Kohlefaserrowlings versehen. Hält sicherlich auch, ich habe mich aber entschieden, innen jeweils einen Spant am Heckausleger und im Rumpf einzubauen und die Beiden Teile mit M3-Schrauben zu verbinden. Auf Grund der Größe des Rumpfes kommt man da dann noch gut von innen dran.

Anschließend wurde das neue Landegestell gebaut. Die erste wirkliche Herausforderung! An Hand der Bilder war schnell die Breite und Höhe vermessen. Alu-Rohre in verschiedenen Stärken gab es auch für relativ kleines Geld im Netz. Aber ich hatte noch nie Rohre gebogen….. Mit Sand füllen und biegen: klar, hört oder liest sich leicht, ist aber ohne Biegevorrichtung gar nicht so einfach, und beide Seiten des Gestells gleich hinzubekommen ist mir trotz diverser Versuche nicht gelungen.

Also habe ich jeden Kufenbügel zweigeteilt erstellt und mir für den jeweiligen Bogen (vorderes und hinteres Kufengestell haben unterschiedliche Radien) eine Schablone aus Holz gebaut, an der ich das Rohr entlang gebogen habe. Den Außen-Durchmesser des Rohres habe ich ins Holz gefeilt – so konnte sich das Rohr beim Biegen komplett in der Rundung anlegen und wurde nicht eingedrückt. Durch den langen, ungenutzten Überstand (ich habe 1m lange Rohre verwendet) war dann das Biegen per Muskelkraft ein Kinderspiel. Anschließend habe ich die Rohrhälften mit einem kleineren Rohr innen geschaftet und verklebt. So habe ich auch die Verbindung zu den Kufen erstellt und verklebt. Anschließend wurde alles weiß lackiert und an den passenden Stellen mit rauhen Trittstufenaufklebern versehen. Perfekt 🙂

Nun kam der Löschbehälter an die Reihe.

Ursprünglich wollte ich ihn funktionsfähig gestalten. Diverse Versuche mit Wasser (war einfach nicht dicht zu bekommen und machte dann beim Ablassen des Wassers nur „platsch“ oder – mit kleineren Öffnungen es war kaum zu sehen), Mehl und Asche (sah gar nicht schlecht aus, musste aber über Klappen „abgeworfen“ werden, was dann wiederum mechanisch anfällig war und auch nicht wirklich gut aussah) habe ich irgendwann verworfen. Unsere Nachbarn haben sich zu der Zeit sicherlich gefragt, was ich da im Garten veranstalte 🙂

Somit sollte er wenigstens möglichst originalgetreu aussehen. Also anhand diverser Bilder vermessen, eine Pappschablone gebaut und dann aus Balsaholz erstellt. Anschließend wurde der entstandene Kasten mit verdünnten Epoxydharz eingestrichen und anschließend weiß lackiert. Der gesamte Kasten ist mit Klettband unter dem Heli befestigt. Dann sind da ja auch noch die 4 Halter, welche den Behälter auch im Original am Rumpf halten. Diese hatte ich rumliegen, waren vorher mal an irgendeiner Taumelscheibe……

Die Rohranschlüsse wurden aus Holzringen erstellt, bemalt und angeklebt.

Die Auslassdüsen unten für das Löschmittel sind Kunststoffunterlegscheiben, schwarz lackiert.

Der gesamte Kasten wiegt so knappe 250 Gramm. Für die Größe erträglich.

Der Scheinwerfer entstand aus einer Kaugummi-Dose und etwas Blech. Als Lichtquelle werkelt ein normaler 12V Strahler. Leider zieht dieser einen sehr hohen Einschaltstrom, was mir im Nachhinein noch einige Kopfzerbrechen bereiten sollte….

Zwischenzeitlich wurde die Mechanik aufgebaut. Alle Schrauben waren von Werk aus mit Schraubensicherungslack versehen, hier musste nichts nachgearbeitet werden.

Als Motor verwende ich einen gewickelten Kontronik Pyro 750. Dieser passt perfekt in den vorgesehenen Ausschnitt der Mechanik. Der Riemen wird mit zwei Schrauben gespannt, die den Motorblock samt Motor bewegen, das ist eine super Lösung. Als Regler werkelt ein Hobbywing 130A Regler, HV Servo´s von HiTec arbeiten an der Taumelscheibe und für den Heckrotor. Ein Microbeast übernimmt die FBL-Unterstützung. Die Stromversorgung für die Servos übernimmt der Regler, gesichert mit einer Notstromversorgung von OptiPower (Ultra-Guard 430)

Die Anlenkung der Taumelscheibe wird über Kugelgelagerte Umlenkhebel geführt. Alles ist super spielfrei und groß dimensioniert. Die 12mm Rotorwelle ist hohl, der Kopf aus Ganzmetall.

Meine Haupt- und Heckrotorblätter waren von Werk aus fast perfekt gewuchtet. Hier habe ich nur einen ganz kleinen Tesa-Steifen an einem Blatt benötigt. Also eigentlich Anschrauben und losfliegen. Nebenbei sind sie auch noch schön lackiert.

Da der Heckausleger erst tiefergelegt wird (dem Innenausbau geschuldet), wurde hier praktisch ein zweites Heckgetriebe als Umlenkung zum Starrantrieb verwendet. Genial enfach gelöst! Weiter geht es zum 45 Grad- und dann zum Heckgetriebe. Im Heckrohr und zum Heckgetriebe sitzt jeweils ein Starrantrieb, im Heckrohr mehrfach gelagert. Alles sieht wieder sehr nach Align aus. Die 4-Kant Aufnahmen passen auch an meinen Align-Hubschraubern. Alle Umlenkgetriebezahnräder sind aus Metall. Das sollte locker den Belastungen standhalten.

Für das Einstellen des Zahnflankenspiels nutze ich seit jeher dünnes Papier (Brotpapier). Das lege ich zwischen die Zahnräder und drücke sie so fest wie irgend möglich zusammen. Dann alles festschrauben. Anschließend das Papier entfernen. Seit Jahren passt das dann immer ohne Probleme.

Sender-/ Empfängerseitig verwende ich Futaba. Je einen FassTest Empfänger für die HV-Servos (8V vom Regler) und ein weiterer Empfänger für die Sonderfunktionen. Dieser zweite Empfänger wird von einem 4,8V 2000mAh NiCa Accu gespeist. Der Accu hat das nötige Gewicht im vorderen Bereich des Helis, und ich benötige keine teuren Servos für z.B. die Drehbewegung des Scheinwerfers. Den Accu lade ich dann auch im Modell… was ich mit einem Lipo nicht machen würde.

Die Mechanik habe ich auf einen Holzvorbau geschraubt und separat eingeflogen. Grundsätzlich gab es dabei keine Überraschungen, allerdings musste ich mich erst an das linksdrehende System gewöhnen… und einen gewissen Respekt vor dem 4-Blatt Kopf und den 10Kg Gewicht hatte ich anfangs schon (ich habe ein großes Gewicht unter die Mechanik gebunden, um den Rumpf für die Einstellungen zu simulieren).

Nach einigen Einstellungsflügen geht die Mechanik wie auf Schienen, auch mit genügend Leistung.

Nachdem die Mechanik erst einmal grundsätzlich flog habe ich mich wieder den Scale-Details gewidmet.

Die Winde sollte ja funktionsfähig gestaltet werden. Also wurde überlegt, wie ich wohl einen Motor, das Seil und Getriebe in die fertig lackierte relativ kleine Winde bekomme – aber warum eigentlich „in“ die Winde. Man könnte doch auch aus dem Rumpf heraus das Seil durch die Halterung und durch die eigentliche Winde laufen lassen. Damit würde die Winde unberührt bleiben.

Somit wurde eine wirklich sehr günstige Winde aus dem RC-Car Bereich gekauft. Diese habe ich innen im Rumpf befestigt. Eine Herausforderung war noch das Einfädeln des Seils durch die verwinkelte Winde…. Eine detaillierte Beschreibung meiner Versuche dazu schenke ich mir… hat schon ein paar Abende gekostet. Aber irgendwann sah ich das Seil aus der Winde lugen. Diesen Abend habe ich mir dann wirklich mal ein Bier aufgemacht 🙂

Die Winde lässt sich über die Fernsteuerung aktivieren. Der Haken wurde mit Blei gefertigt/beschwert, um das notwendige Gewicht zu bekommen (das Seil schleift schließlich um viele Ecken). Das Ausrichten der Windeneinheit war dann noch mal ein Thema… damit das Seil auch gleichmäßig auf- und abtrommelt und nicht als Knoten endet. Aber nach dem Einfädeln durch die Winde war das jetzt eine Kleinigkeit.

Die Beleuchtungseinheit samt LED´s wurde nach der Beschreibung eingebaut. Alles ist vorgefertigt und mit diversen Steckverbindungen versehen. Da die Bell mehrere Positionslichter hat, mussten hier noch weitere LED´s her. Auch unter dem Rumpf ist noch ein Rundumlicht zusätzlich entstanden.
Der Scheinwerfer ist über ein Servo drehbar gelagert. Den Versuch, auch noch eine schwenkbare Bewegung hin zu bekommen, musste ich aufgeben. Das war dann doch alles zu klein oder zu kompliziert…und wer will das bedienen?
Über einen elektonischen Schalter wird der Scheinwerfer angesteuert/eingeschaltet. Alles angesteckt, eingeschaltet… langes Gesicht. Leuchtet nicht. Die Fehlersuche ergab einen defekten eletronischen Schalter. O.K. war neu, kann passieren. Weiteren Schalter bestellt. Einbauen, Einschalten, geht nicht. Jetzt hatte ich die Birne in Verdacht, aber diese war in Ordnung. Erneut war der 10A Schalter die Ursache. Nun wurde gemessen: Einschaltstrom über 20A (mehr kann mein Messgerät nicht). Huch…
Ende vom Lied: Ein kleinst-Servo bewegt einen Micro-Schalter. Das klappt jetzt. Gut das ich für die Sonderfunktionen nicht HV nutze…. so nutze ich ein sehr billiges Servo für diese Funktion.

Alle anderen Anbauteile wurden erstellt oder angebaut. Cable Cutter und Antennen so wie der gesamte Innenausbau mit Cockpit, Steuerhebeln und Sitzen liegt dem Bausatz bei und alles passt auch bestens. Die Sitze habe ich noch ein wenig bemalt und mit Gurten versehen.

Die Tritte an den Kufen sind wieder aus Balsaholz entstanden und „stehen“ sehr stabil auf Kohlefaserstangen. Die Einstiegstritte sind aus gestrecktem und dann gebogenen, lackierten Draht und etwas Plastik entstanden.

Ebenso der Halter für den Spiegel.

Der Pilot ist aus meiner ausgemusterten BK117 in die Bell umgestiegen. Dazu musste er – dem Alter entsprechend – etwas schrumpfen. Ich habe ihn Kurzerhand um 2cm im Bauchbereich gekürzt, ebenso die Arme und Beine.

Ein Feuerwehrmann kann ebenfalls mitfliegen. Das war der Sanitäter aus der BK, jetzt mit einem neuen Anzug…

Auch ein Soundmodul von Neuhaus habe ich eingebaut. Der Turbinensound ist wirklich klasse. Über einen Schalter der Fernsteuerung starten erst die virtuellen Turbinen, mit einiger Zeitverzögerung wird dann der Regler angesteuert und der Rotorkopf beginnt sich zu drehen. Das Soundmodul läuft dann in die Turbinen-Schleife während des Fluges.

Nach der Landung wird der Regler abgeschaltet und die Turbinen laufen über einen längeren Zeitraum wieder langsam runter. Ich finde, es klingt gut (leider reichen 10W auf dem Flugfeld nicht aus, um genügend Lautstärke zu erzeugen. Da muss ich noch mal ran…) Allerdings wiegt der Lautsprecher auch noch einmal 300g, was man mit einberechnen muss.

Die letzte Herausforderung war noch das Aufbringen der Decals. Alle liegen dem Bausatz in super Qualität bei, sie sind aber teilweise recht groß.

Die Decals habe ich in warmes Wasser ca. 25 Sekunden eingeweicht, anschließend dann min 30 sec auf dem Papier weiter ruhen und weichen lassen…. bis sich der Aufkleber wirklich leicht auf dem Papier schieben lässt.

Dann geht´s los:

Die anvisierte Fläche kurz vorher mit Spüli-Wasser anfeuchten und den Decal langsam und gleichmäßig aufschieben. An glatten Stellen lassen sich die Decals dann einfach schieben und ausrichten, durch die vielen Nieten und Stöße entsteht aber doch schnell mal ein wenig Stress… gerade bei den größeren Decals. Alle Zeit der Welt hat man dann auch nicht mehr, was ich leidlich feststellen musste. Ein Decal ist mir gerissen… was anschließend neben Schweißausbrüchen (heiß- kalt – heiß – kalt) auch eine Menge Arbeit zum Kaschieren bereitet hat.

Sitzt das Decal aber am richtigen Platz, vorsichtig von innen nach außen mit einem weichen Tuch das überflüssige Wasser ausschieben und über den Nieten den Decal andrücken.

Die fehlenden Bezeichnungen am Löschtank habe ich am PC erstellt, auf Laserfolie ausgedruckt und ausgeschnitten. Allerdings lassen sich damit keine Rundungen bekleben. Das Material dehnt sich eben nicht wie ein gutes Decal.

Der fertige Heli wiegt mit allen Anbauteilen und Lautsprecher 10,5Kg. Nicht gerade wenig, lässt sich aber gut bewegen. Leistung ist jedenfalls mit dem 12s Antrieb genug vorhanden.

Meine Accu´s bestehen aus 2x6s 6200mAh und werden im Bodenbereich des Rumpfes befestigt. Im Schnitt reicht das für „entspannte“ 8-9min immer.

Das Soundmodul hat einen eigenen 3S-Lipo Accu 1800mAh, ebenfalls im Rumpfboden plaziert.

Insgesamt bin ich mit dem entstandenen Ergebnis sehr zufrieden. Der Vorfertigungsgrad durch Roban ist wirklich sehr gut. Für angemessenes 🙂 Geld bekommt man eine robuste Mechanik und einen schönen Rumpf, der sich sicherlich auch in 4-6 Wochen zu einem schicken Scale Modell erstellen lässt. Ich habe für den Bau etwa 9 Monate benötigt.

Das war dann zwar etwas länger, aber manchmal ist auch der Weg das Ziel.

Nun freue ich mich auf viele schöne Flüge mit dem Heli.

Das nächste Projekt ist auch schon in Planung, ebenfalls wieder von Roban…..

Peter Mettner